Staunen, schmunzeln und Bilder für den Kopf kreiert (bekommen) – so ließe sich vermutlich ein Theaterabend mit dem neuen Stück von „Spitzwegerich“ in Kürze am besten beschreiben. Seit 2013 erschaffen Kostüm- und Bühnenbildnerin Birgit Kellner und Ausstatter und Figurenspieler Christian Schlechter zusammen mit KollegInnen aus angrenzenden Sparten künstlerische Aktionen. Entwickelt werden die Stücke gleichberechtigt im Team. Neben Kellner sind das unter anderem der Musiker Manfred Engelmayr sowie die slowenisch-österreichische Komponistin Maja Osojnik und die Schriftstellerin Natascha Gangl. Gemeinsam lassen sie auf der Bühne (noch bis Jänner im Schubert Theater – im Frühjahr geht es zum Dramatikerfestival nach Graz) Welten entstehen und Ideen wachsen.

Performt wird in einer Mischung aus Klang, Wort und Bild. Während Kellner mit ihrem Overheadprojektor das Bühnenbild live kreiert, tönen die manchmal rockig wirkenden, manchmal sphärisch anmutenden Klänge des Musikerduos abwechselnd zu den gesprochenen Worten von Gangl durch den Raum. Wort, Bild und Klang treffen einander, gehen Symbiosen ein, nur um sich später wieder zurückzuziehen und ihren eigenen Kosmos zu bilden. „Das Leben hat eine Form und Gestalt, die anpassungsfähig ist“, heißt es einmal. Vor/in unserem Auge tanzen Radieschen oder sind es doch Herzen, die im Takt unserer Imagination schlagen? Kästen gehen auf und zu. Ein (betont putzig wirkender) Maulwurf wühlt sich neugierig durch einen Totenschädel. Wer bin ich? Was bin ich? Grundfragen unsere Existenz finden ihren Weg durch den Gehörgang ins Gehirn und treffen dort auf Bilder und Vorstellungen, die schon abgespeichert sind, die sich im Zuge der Performance noch abspeichern werden.
Als eine Art Theater zum Mitnehmen, schreibt sich „Finstergewächs“ eindringlich in die „Galerie, die dein Kopf ist“ ein. Sätze hallen durch die Gehirnwindungen – will man sie seinem Kind mitgeben? „Der effektivste Weg die Dunkelheit loszulassen ist in sie hinein zu starren.“ Spitzwegerich verstehen sich als Theater mit Figurenschwerpunkt, das ein generationenübergreifendes Publikum ansprechen möchte. Dabei erweisen sich die künstlerischen Triebe zudem als höchst ansteckend. Sehnsüchte manifestieren sich: Falls jemand weiß, wo man einen gebrauchten Overheadprojektor herbekommt, bitte melden!

FINSTERGEWÄCHS
Ein audio-visuelles Gedicht
Weitere Termine: und 17. Dezember 2021 sowie am 14., 15. und 16. Januar 2022

Schubert Theater
Währinger Strasse 46, 1090 Wien
Tickets unter: https://schuberttheater.at/finstergewaechs/

Geschrieben von Sandra Schäfer